Hötensleber betätigen sich als „Aushilfslehrer“ in der Pfalz
Im Zuge des Einheitsfeiertages hat sich eine Delegation aus Hötensleben in die Pfalz begeben, um dort den Kooperationspartnern der Integrierten Gesamtschule Landau einen Besuch abzustatten.
Kaum hatte der Grenzdenkmalverein Hötensleben die ortseigene Veranstaltung zum Tag der Deutschen Einheit zufriedenstellen hinter sich gebracht, da ging es – sozusagen in derselben Angelegenheit – auf Fahrt in den Südwesten der Republik. „Eine achtköpfige Delegation der Gemeinde und des Vereins war für eine Woche zu Gast in Landau, Rheinland Pfalz, direkt an der Weinstraße und unweit der französischen Grenze“, erklärt Vereinsvorsitzender René Müller.
Projektpartner seit 2016
Der Besuch richtete sich an die Integrierte Gesamtschule (IGS) Landau, die seit fünf Jahren Kooperationspartner des Grenzdenkmalvereins ist. „Die IGS stellt der Oberstufe jährlich eine zweiwöchige Herausforderung“, so Müller. Den Schülern stehen dabei unterschiedliche Projekte zur Auswahl, in die sie sich vertiefen sollen. Eines davon ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte des geteilten Deutschlands. René Müller: „Und dafür ist Hötensleben natürlich eine geeignete Anlaufstelle, weshalb 2016 erstmals und in den Folgejahren immer wieder Schüler der IGS im Rahmen der Herausforderung bei uns weilten. Durch Corona wurde zwar alles ein wenig ausgebrems, der Kontakt blieb aber erhalten, und es ist schön, dass daraus nicht nur eine Partner-, sondern sogar eine Freundschaft entstanden ist.“
Geschichtsstunde mal anders
Nun also, zwei Jahre nach dem letzten Besuch in der Pfalz, hatte man wieder den umgekehrten Weg eingeschlagen und brachte das Geschichtsprojekt nach Landau. „Ziel war es, den Geschichtsunterricht mal etwas anders zu gestalten“, so Müller. „Es wurden unter dem Motto 'Jung sein – Deutschland ist im Wandel' jeweils Doppelstunden mit der 13. Jahrgangsstufe (Leistungskurs Geschichte), den 10. und den 12. Klassen durchgeführt.“ Als Lehrer betätigten sich dabei Müller selbst sowie seine Vereins- und Ratsmitstreiter Wulf Biallas und Dieter Buchwald. Ihre Erkenntnis: „Durch die unterschiedlichen Altersstufen kamen ganz unterschiedliche Erlebnisse und Schilderungen zu Tage.“
40 Jahre untereinander aufgeteilt
Die drei „Aushilfslehrer“, zugleich auch Zeitzeugen, hatten sich nach ihrem Alter untereinander auf je eine Zeitspanne spezialisiert. So standen bei Dieter Buchwald noch Nachkriegserinnerungen im Vordergrund, während Wulf Biallas die 60er und 70er inhaltlich abdeckte und René Müller das letzte Jahrzehnt der Deutschen Teilung beleuchtete. Grundtenor dabei: Aufzeigen, was eine Diktatur anrichtet und dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist, man sich dafür einsetzen müsse.
„Nachdem die eigenen Erfahrungen geschildert wurden und selbstverständlich die Grenze anhand des Grenzdenkmals erklärt wurde, gab es eine große Fragerunde“, berichtet Müller. „Das Interesse war groß. Eine Schülerin brachte es zu unserer Freude auf den Punkt, denn sie hätte noch stundenlang weiter machen können, weil es so spannend war.“
IGS 2022 wieder zu Gast
Für die Delegation aus der Börde seien es ebenfalls lehrreiche und interessante Tage gewesen: „Ulrich Roos, der didaktische Leiter der IGS und Cheforganisator auf Landauer Seite, ließ es sich nicht nehmen, uns den Aufenthalt mit einem umfangreichen Rahmenprogramm zu versüßen. Dazu zählten eine individuelle Führung durch die Stadt, eine Wanderung im Pfälzer Wald, eine Radtour durch die Weinberge und nicht zuletzt eine äußerst witzige Schlagertherapie, aus der jetzt schon die Idee geboren ist, diese auch nach Hötensleben zu holen.“ 2022 werde sich dann abermals eine Schülergruppe aus Landau auf Spurensuche rund ums Grenzdenkmal begeben.
Vorschaubild: Wulf Biallas, Dieter Buchwald und René Müller bei ihrem Geschichtsunterricht an der IGS Landau. Foto: Grenzdenkmalverein
Text: Ronny Schoof - Volksstimme
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