Ab durch die Mauer Lesung mit Christoph Dalberg
"Das Summen des Motors ist beruhigend, ist gleichmäßig und unaufgeregt. Es ist wie Urlaub, Zeit zum Entspannen, es ist wie die Fahrt ins Ungewisse." Nach einer Lebenszeit, die der Autor zu gleichen Teilen in der ehemaligen DDR und in einem weitestgehend freien Europa verbrachte, ist diese Fahrt im Wohnmobil interessant genug, sie in den Spannungsbogen zu seinem früheren Leben zu setzen. Bisweilen mit einer Prise Humor wird in flüssigen Dialogen mit seiner Frau die Vergangenheit beleuchtet und werden neue und minimalistische Ziele erkannt. Mauern, real oder in den Köpfen, können überwunden werden.
Aufgewachsen in der DDR als Sohn eines Pfarrers hat Dalberg so einige negative Erfahrungen gesammelt. Er war nie Mitglied der staatlichen Kinder- und Jugendorganisationen und verweigerte die Waffe. Der studierte Kirchenmusiker findet aber auch falsche Freunde oder auch Blockflöten in den eigenen Reihen, die ihm das Leben schwer machen. Dalberg verließ die DDR mit einem Ausreiseantrag.
Das Buch springt immer wieder zwischen dem längst Erlebten und dem Hier und Jetzt.
Er entdeckt die Liebe zum Reisen mit dem Wohnmobil und resümiert dabei über Vergangenes, dabei genießt er das freie Europa und baut selbst Vorurteile ab z.B. die gegen Franzosen. Er versucht aber auch Erklärungen zu finden. Warum ist die Pegida und die AFD gerade im Osten so stark? Ein sehr kurzweiliges und trotz der zum Teil schwierigen Themen amüsantes Buch.
Dalberg lockert seine Lesung mit kurzen Videos auf.
Es wird also ein spannender und zugleich auch vergnüglicher Vorabend im Hötenslebener Rathaus, denn Dalberg ist nicht gekommen, um anzuklagen. Natürlich muss auch gesagt werden, was gesagt werden muss.